Start: Erfurt - Einstieg Gispersleben hinter dem Wehr
Ziel: Freyburg
(bei Naumburg/Saale)
Zeit: 3 Tage / 2
Nächte
Strecke: ca. 115
km (20 km Gera / 90 km Unstrut)
Packraft: Alpacke
Scout
Eine Mehrtagesfahrt mit dem Mini Packraft Scout war schon
eine Weile in meinem Kopf und, das Unstrut/Saale-Revier focusiert. Nun hatte
ich 3 Tage frei mit fast sommerlichen Temperaturen Ende Oktober, ideal auch für
draußen campieren! Am Vortag eine ungefähre Planung: Fernbus bis Erfurt
(Berlinienbus 25 €, ca. 3 h Fahrt) und Einstieg in die Gera.
Mittags angekommen suchte ich via GPS den Fluss und lief am
städtischen Outdoorladen UNTERWEGS vorbei und gleich mal rein um nach dem Weg und Unwegbarkeiten zu fragen. Eine
Gewässerkarte gab es nicht, aber Infos: immer den Weg entlang der Gera
runterlaufen, bis zum letzten Wehr bei Gispersleben laufen. Nach 2 Stunden Fußmarsch
durch die wunderschöne Stadt Erfurt, entlang dem gerade mal handbreit tiefen Bach,
erreichte ich eine Gaststätte. Der Wirt gab mir eine kostenfreie Radkarte, die
den Streckenabschnitt bis Sömmerda (Unstrut) abdeckte und alle Wehre
verzeichnete. Nachmittags gings dann endlich los mit dem Ziel die Unstrut vor
Einbruch der Nacht zu erreichen.
Die Gera erwies sich stellenweise als ziemlich flach und
agil. Der „Hosenboden“ schrammte mehrmals über Steintreppen und das
aufgeschäumte Wasser schwabbte ins Boot (Scout ohne Spritzdecke). Hier
empfiehlt sich definitiv ein Packraft mit Spritzdecke, womit auch
Wildwasserstellen kein Problem mehr darstellen. Unterwegs sieht man viel Dreck
in den Uferbäumen hängen. Ein Zeichen das der Pegel gerne mal 1 bis 2 Meter
höher stehen kann. Nach ca. 20 Flusskilometern und ein paar Wehren (umtragen)
erreichte ich bei Zwielicht die Unstrut, es wurde Zeit ein Lager aufzuschlagen.
Die zunehmende Dunkelheit und das Steilufer erschwerte die Suche. Irgendwo
gab’s eine schlammige Stelle mit Böschung. Im Helmlampenlicht war dann schnell das
Lager aufgeschlagen. Zum Glück lag buntes Herbstlaub auf dem Boden, so dass
nicht alles total eingesaut wurde. Feuer, warmes Essen und die Karte für den
nächsten Tag vor der Nase strebte ich der Nachtruhe entgegen. Die Idylle störte
nur ein wenig der Autolärm der Bundesstrasse im Hintergrund.
Das erste Morgenlicht weckte mich, Sachen gepackt, Kaffee
aufgesetzt und los die Unstrut runter. Das Wetter war herrlich, nur ein wenig
bewölkt. Das erste Hindernis, der bis auf den Flusslauf reduzierte Gebenssee
(ein Schild: Befahren verboten, Talsperrenverwaltung), mal wieder umtragen. Die
Unstrut war ebenso agil wie die Gera, nur tiefer und es galt aufmerksam den
einen oder anderen Stein im Fluss zu umfahren. Mein Ziel war es Meilen zu
machen und soweit wie möglich den Flusslauf runterzufahren. Durch die
Eigenströmung und mit Paddelkraft kommt man locker auf 6-7 Km/h. Das Scout ist
für lange Touren, auch für mich mit 167 cm Körpergröße, denn doch etwas kurz.
Die Umtragestellen, Stromschnellen und Wehre, gaben mir die willkommene
Möglichkeit meine Beine zu vertreten.
Die Landschaft zeigte sich in ihrer vollen Pracht,
Herbstfarben in allen Schattierungen von grün bis knallrot leuchteten vom Ufer
entgegen. Da die Sonne doch ziemlich schnell untergeht, steuerte ich diesmal im
letzten Tageslicht einen ausgewiesenen Zeltplatz an: Bottendorf. Hier
bewirtschaftet ein Verein die alte Kupfermühle. Zu so später Jahreszeit war ich
der einzige und vermutlich auch letzte Gast für dieses Jahr.
Übernachtungspreis ist 6 Euro, dafür darf man die Küche, die Dusche und
Sanitären Einrichtungen in der Mühle benutzen oder bei Bedarf auch im
Bettenlager rustikal übernachten. Im Ort gibt es eine Sportlerkneipe mit
gutbürgerlichen Essen (alternativ Pizzaservice oder selber Kochen) und einen
Bäcker (ab 7:00 geöffnet).
Nach dem Frühstück und Kaffee beim Bäcker ging es beim
ersten Licht wieder los. Nächstes Ziel die Saale voraus. Ab hier zeigt sich der
Fluss von seiner ganzen Pracht. Der Kyffhäuser und einige Höhenzüge in
Herbstlaub säumten das Ufer. Immer wieder taucht eine Burganlage auf oder lugt
ein Kirchturm vor. Die Vogelwelt: Kraniche, Reiher, Schwäne, Greifvögel, Enten,
Eisvögel … bietet immer neue Abwechslung auf den Flusskilometern. Ab und zu
tauchte die Sonne auf (leider nicht über der Unstrut) und brachte die Weinberge
im Abendlicht zum leuchten. Leichter Dauerregen und das schwindende Tageslicht
vermieste meine Campinglaune zum Abend. So entschied ich mich bei Freyburg
nicht zu zelten, bin in den Zug gestiegen, um via Namburg mit dem ICE (sehr
komfortabel) nachts Berlin zu erreichen.
Die Gera kann man sich schenken. Eine Spritzdecke kann den
Wassereintritt bei Stromschnellen oder Wassertreppen reduzieren. Es empfiehlt
sich leichtes Gepäck, wegen einiger Umtragestellen. Die gute Strömung des
Flusses erlaubt eine relativ hohe Eigengeschwindigkeit mit Paddel, was beim
Packraft nicht selbstverständlich ist, so dass man gut 40 bis 50 km am Tag
schaffen kann (allerdings ohne Pausen und schnellst möglicher Umtragung an den
Wehren).
Wenn man will kann man sich auch getrost dahintreiben lassen und
schafft ohne eigene Anstrengung 25 – 30 km pro Tag. Ab Bottendorf wird die
Unstrut ruhiger und es beginnt der schöne Abschnitt, der auf der Saale bis
Halle vervollständigt werden kann. Ab Artern gibt es viele ausgewiesene Zelt
und Biwakplätze, so dass man auch ohne Planung einfach lospaddeln kann und
immer eine Übernachtungsmöglichkeit findet.
- Blaues Band e.V. (Karten u. Campinginfos, weitere Links)
- Kanuverleih Nebra (gute Übersichtskarte mit verzeichneten Wehren und offiziellen Zelt- u. Biwakplätzen)
- Wikipedia.org (Detailinformationen zur Unstrut und Übersichtskarte)