Montag, 30. November 2009

Winter steht vor der Tür- immer noch Bogenzeit

In letzter Zeit war nicht soviel Lücke um in meinem momentanen Lieblingshobby zu werkeln. Aber dafür habe ich zwei neue Bögen gefertigt: Rattan- & Hollunderbogen.

Der Hollerbogen, hat mich etwas Nerven gekostet, ein Hollunderstück vom netten östereichischen Bogenbauer Matthias Wiltschko, weil es leicht snacky mit verdrehten Wurfarmenden war. Den perfekten Tiller hab ich nicht hinbekommen, aber Hollunder als Bogenholz schätzen gelernt. Es ist wirklich sehr fest, wunderbar hellgelb und sicherlich leichter zu erhalten als Osage (bei Matthias: 15-20 €, im Vgl. zu Osage 100 € pro Staven).
Ein weitere Schwierigkeit: Um den leicht aus der Mitte laufenden Bogensehnenverlauf zu trimmen, hab ich den Griffbereich mit Rohhaut einseitig verstärkt, am Anfang hatte ich zuviel dort schon in Form gebracht. Lerning: Griffbereich erst mal ganz in Ruhe lassen, insbesondere wenn man ihn noch mit Restholz aufbaut, weil die Dicke nicht ausreicht.

Die Manaubögen mit "indianischer" Bemalung - im Versuch ein paar Freunde und Bekannte für mein Hobby zu begeistern, hab ich sie dazu angestiftet einen Manaubogen zu bauen, sie bauen noch, ich bin schon mit dem 2 Bögen fertig. Für mich was es das erste Mal mich mit dem Dämpfen zu beschäftigen.

Bei Manau (od. Rattan) einer Grasart wie Bambus oder einer Lianenart (weiß ich nicht so genau) ist die Beschaffenheit ideal: Faserbündel, die dem gesamten Stengelverlauf parallel folgen.

Nach dem Dämpfen über einen Kochtopf (ca. 10-15 Minuten) lassen sich sehr leicht Recurves in die Wurfarmenden reinbiegen oder weitere Kurven in den Wurfarmen bzw. Griffbereich. Damit erinnert die Form ein wenig den gekürzten Reiterbogenformen.

Ein paar Pfeile mit mittelalterlicher Feldspitze sind dazugekommen. Das Cresting habe ich mit schwarzem Edding und silbernen Lackstift aufgebracht. Zur Erleichterung des Bau von Bogensehnen hab ich mir ein Sehnenbrett gebaut. Zur Anwendung gibt es eine prima Videoanleitung auf youtube, wenn man es erst einmal gemacht hat, ist es überhaupt nicht mehr schwer eine Bogensehne mit flämischen Spleiß zu bauen. Der Bau eines Sehnenbrett lohnt aber sicherlich nur wenn man mehrere Sehnen pro Jahr braucht.


Scherer ohg (Korbflechtwaren, u.a. Ratan ca. 40 mm)
Rattanbogenbau (weitere Bauanleitungen bei www.simeoni.de)
Bau eines Rattan Indianerbogen (PDF-Bauanleitung mit Bauskizze)

Montag, 12. Oktober 2009

Herbstzeit - Bogenbauzeit

Robinienbogen mit Schlangenhautbacking

& Kische mit Leinenbacking

Man nehme ein Stück Robinie, schon gespalten, vom Bogenbauer (www.baum-und-bogen.de) in Grundform gesägt und befreie einen durchgehenden Jahresring für den Bogenrücken

Dann die Grundform weiter bearbeiten, bis über die ganze Länge eine gleichäßige Wurfarmstärke (Dicke) erreicht ist. Werkzeuge: Zugmesser, Ziehklinge, Raspel, Feile, Sandpapier. Sehnenkerben mit einer Fliesensäge in die Wurfarmenden (45 Grad) feilen und mit einer lockeren Tillersehne die Biegung der Wurfarme am Tillerstock überprüfen.

Nun wird die Biegung der Wurfarme auf beiden Seiten angeglichen und Zoll für Zoll geprüft. Nach jeder Prüfung wird vorsichtig ein wenig Material an den zu steifen Stellen am Wurfarm weggenommen. Das Ganze bis man mit Sehne einen Auszug von 28 Zoll (Pfeillänge) erreicht hat. (www.kunst-griff.info - Video: Bogen tillern mit Tillermaß)

Schlangenhaut-Backing (von www.dick.biz) kann man mit Hautleim oder Holzleim aufbringen. Ich hab mich für Holzleim entschieden. Hautleim verbreitet zu viel Gestank in der Wohnung. Ungegerbte Schlangenhaut 5 Min. wässern (lauwarmes Wasser mit einem Schuß Shampoo), auf einem Küchentuch ausbreiten und kurz abtrocken lassen (soll sich aber noch feucht anfühlen). Auf einen Wurfarm Holzleim verstreichen (nicht zuviel!) und Schlangenhaut mit der Fleischseite (Schuppen nach oben) auf den eingeleimten Wurfarm legen.

Ich habe von der Griffseite angefangen und dann die Schlangenhaut mit den Daumen zu den Außenseiten an und glatt gedrückt, um dabei Luftblasen zu entfernen, bis der Leim angezogen ist. Dann den anderen Wurfarm genauso bearbeiten. Für je einen Wurfarm brauchte ich eine Schlangenhaut, die sich am Griff treffen. Hier wird ein Griffleder angebracht, das die Stoßkante überdeckt. (Linktip: Build-along hazelnut-bow, engl.)

Nach dem Antrocknen (ca. 2 Std.) mit einem Cuttermesser die überstehende Haut sauber abschneiden und über Nacht trocknen lassen. Die Seiten können noch mit feinem Schleifpapier nachgebessert werden. Abschluß: Oberflächenbehandlung mit Tungöl, die man am Besten mehrmals auftägt. Dies härtet die Holzoberfläche und schützt den Bogen vor Feuchtigkeit.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Herbst und Winter: Bogenzeit (Bogen & Pfeilebau)

Der Winter rückt an – für mich meist freie Zeit, weil die Outdoortrainingssaison zu Ende ist – als Flachlandtiroler weiche ich nicht in die Berge aus und kann mich wieder meinen Hobbys widmen: u.a. Traditioneller Bogen- und Pfeilbau.

Als Anfänger im Bogenbau trau ich mich noch nicht so richtig allein an die Materialien ohne fachliche Aufsicht. Ist doch Schade wenn der Bogen einfach bricht! Staves hab ich mich aus Östereich bestellt – Projekte: Robinenbogen mit Schlangenhautbacking, Take-Down-Flachbogen (viel einfacher zu transportieren) und versch. Hölzer ausprobieren, auch eigene Staves ernten.

Beim Pfeilbau ist das schon einfacher, der eingesetzte Materialwert schwankt so zw. 2,50 € bis 5 € pro Pfeil. Der Bau und die individuelle Gestaltung des Pfeils ist dann zeitlich ne recht zügige Angelegenheit und mit viel Muße an verregneten und kalten Abenden hat man schnell einen schönen Satz selbst gemachter Pfeile.

Wie und was mach braucht findet man hier in den Bogenbau-Foren und auf einigen Websites.

Bogenbau-Foren:
Fletchers-Corner , Free Archers , Primitive Archer

Anleitungen (Pfeilbau):
Anleitung Pfeilbau , Wiki Pfeilbau (Deteilinfos)

Impressionen & Materialien:
Oxo-Pfeile (Schöne Pfeile)
Wlitschko Bogenbau (Bambuspfeile, Bogenstaves)
Mitgard Pfeilmacherey (Pfeilbaumaterial, Schöne Pfeile mit besonderer Kreuzwickelung)
Steinzeitpfeile (Steinzeitpfeile)
Top-Hat-Schraubspitze (Schraubspitzen auch in Traditioneller Form, halten bombenfest)

Mittwoch, 16. September 2009

- Ein Baumbett - oder der Traum vom Fliegen

Im Bigwall-Klettern ist das Übernachten an 1000 Meter roten Basaltwänden vorteilhaft. Viele verwenden sog. Portaledges, u.a. von den Firmen Black Diamond, Metolius oder (weniger bekannt, aber günstiger) Fish Products (USA) mit der Economy Fishledge.

Was an der Großen Wand geht, kann man auch im Baum. Die Baumkletterausstatter von Freeworker verkaufen Ledges auch und ein paar Baumkletterer campen im Baum, siehe youtube-video (Video1, Video2). Da lag es nicht fern nach MYOG (make your own gear) eine eigene Portaledge zu bauen, z.B. wie Marski, der eine Metolius nachgebaut hat oder die sog. Krustyledge, aus PE-Rohr. Ein Wenig Erfahrung mit Alurohr hatte ich aus einem mißglückten Faltbootsbauprojekt gesammelt. Ein wenig googeln und ich fand einen Artikel über einen selbstgebauten Alurahmen für eine Portaledge, mit Aluverbindern für das Alurohrgestänge.
Die Matte selber genäht aus 1000er Cordura, erstanden bei extremtextil, ein paar Kleinteile: knotzig Packriemen, Riggingplatte und ein Karabiner.

Ausprobiert habe ich das ganze im Hochseilgarten von TeamVenture. Leider hab ich noch keinen Praxistest im Baum realisieren können. Ergebnis, eine funktionierende Hängematte 1,80 x 90 cm, durch den Rahmen und die Alugußteile insgesamt recht schwer (6 Kilo) und nicht unbedingt leicht zu verpacken (Metolius ist faltbar), aber es funktioniert!

Eine Ergänzung: eine Bauanleitung für ein Fly (also Schutzzelt) für die Krustyledge - sicherlich auch auf ein eigenes Projekt anzupassen: Rainfly.