Dienstag, 29. Oktober 2013

HerbstPackraftTour: Gera - Unstrut

Start: Erfurt - Einstieg Gispersleben hinter dem Wehr
Ziel: Freyburg (bei Naumburg/Saale)
Zeit: 3 Tage / 2 Nächte
Strecke: ca. 115 km (20 km Gera / 90 km Unstrut)
Packraft: Alpacke Scout

Eine Mehrtagesfahrt mit dem Mini Packraft Scout war schon eine Weile in meinem Kopf und, das Unstrut/Saale-Revier focusiert. Nun hatte ich 3 Tage frei mit fast sommerlichen Temperaturen Ende Oktober, ideal auch für draußen campieren! Am Vortag eine ungefähre Planung: Fernbus bis Erfurt (Berlinienbus 25 €, ca. 3 h Fahrt) und Einstieg in die Gera.


Mittags angekommen suchte ich via GPS den Fluss und lief am städtischen Outdoorladen UNTERWEGS vorbei und gleich mal rein um nach dem Weg und Unwegbarkeiten zu fragen. Eine Gewässerkarte gab es nicht, aber Infos: immer den Weg entlang der Gera runterlaufen, bis zum letzten Wehr bei Gispersleben laufen. Nach 2 Stunden Fußmarsch durch die wunderschöne Stadt Erfurt, entlang dem gerade mal handbreit tiefen Bach, erreichte ich eine Gaststätte. Der Wirt gab mir eine kostenfreie Radkarte, die den Streckenabschnitt bis Sömmerda (Unstrut) abdeckte und alle Wehre verzeichnete. Nachmittags gings dann endlich los mit dem Ziel die Unstrut vor Einbruch der Nacht zu erreichen.



Die Gera erwies sich stellenweise als ziemlich flach und agil. Der „Hosenboden“ schrammte mehrmals über Steintreppen und das aufgeschäumte Wasser schwabbte ins Boot (Scout ohne Spritzdecke). Hier empfiehlt sich definitiv ein Packraft mit Spritzdecke, womit auch Wildwasserstellen kein Problem mehr darstellen. Unterwegs sieht man viel Dreck in den Uferbäumen hängen. Ein Zeichen das der Pegel gerne mal 1 bis 2 Meter höher stehen kann. Nach ca. 20 Flusskilometern und ein paar Wehren (umtragen) erreichte ich bei Zwielicht die Unstrut, es wurde Zeit ein Lager aufzuschlagen. 


Die zunehmende Dunkelheit und das Steilufer erschwerte die Suche. Irgendwo gab’s eine schlammige Stelle mit Böschung. Im Helmlampenlicht war dann schnell das Lager aufgeschlagen. Zum Glück lag buntes Herbstlaub auf dem Boden, so dass nicht alles total eingesaut wurde. Feuer, warmes Essen und die Karte für den nächsten Tag vor der Nase strebte ich der Nachtruhe entgegen. Die Idylle störte nur ein wenig der Autolärm der Bundesstrasse im Hintergrund.


Das erste Morgenlicht weckte mich, Sachen gepackt, Kaffee aufgesetzt und los die Unstrut runter. Das Wetter war herrlich, nur ein wenig bewölkt. Das erste Hindernis, der bis auf den Flusslauf reduzierte Gebenssee (ein Schild: Befahren verboten, Talsperrenverwaltung), mal wieder umtragen. Die Unstrut war ebenso agil wie die Gera, nur tiefer und es galt aufmerksam den einen oder anderen Stein im Fluss zu umfahren. Mein Ziel war es Meilen zu machen und soweit wie möglich den Flusslauf runterzufahren. Durch die Eigenströmung und mit Paddelkraft kommt man locker auf 6-7 Km/h. Das Scout ist für lange Touren, auch für mich mit 167 cm Körpergröße, denn doch etwas kurz. Die Umtragestellen, Stromschnellen und Wehre, gaben mir die willkommene Möglichkeit meine Beine zu vertreten.


Die Landschaft zeigte sich in ihrer vollen Pracht, Herbstfarben in allen Schattierungen von grün bis knallrot leuchteten vom Ufer entgegen. Da die Sonne doch ziemlich schnell untergeht, steuerte ich diesmal im letzten Tageslicht einen ausgewiesenen Zeltplatz an: Bottendorf. Hier bewirtschaftet ein Verein die alte Kupfermühle. Zu so später Jahreszeit war ich der einzige und vermutlich auch letzte Gast für dieses Jahr. Übernachtungspreis ist 6 Euro, dafür darf man die Küche, die Dusche und Sanitären Einrichtungen in der Mühle benutzen oder bei Bedarf auch im Bettenlager rustikal übernachten. Im Ort gibt es eine Sportlerkneipe mit gutbürgerlichen Essen (alternativ Pizzaservice oder selber Kochen) und einen Bäcker (ab 7:00 geöffnet).


Nach dem Frühstück und Kaffee beim Bäcker ging es beim ersten Licht wieder los. Nächstes Ziel die Saale voraus. Ab hier zeigt sich der Fluss von seiner ganzen Pracht. Der Kyffhäuser und einige Höhenzüge in Herbstlaub säumten das Ufer. Immer wieder taucht eine Burganlage auf oder lugt ein Kirchturm vor. Die Vogelwelt: Kraniche, Reiher, Schwäne, Greifvögel, Enten, Eisvögel … bietet immer neue Abwechslung auf den Flusskilometern. Ab und zu tauchte die Sonne auf (leider nicht über der Unstrut) und brachte die Weinberge im Abendlicht zum leuchten. Leichter Dauerregen und das schwindende Tageslicht vermieste meine Campinglaune zum Abend. So entschied ich mich bei Freyburg nicht zu zelten, bin in den Zug gestiegen, um via Namburg mit dem ICE (sehr komfortabel) nachts Berlin zu erreichen.


 Tips

Die Gera kann man sich schenken. Eine Spritzdecke kann den Wassereintritt bei Stromschnellen oder Wassertreppen reduzieren. Es empfiehlt sich leichtes Gepäck, wegen einiger Umtragestellen. Die gute Strömung des Flusses erlaubt eine relativ hohe Eigengeschwindigkeit mit Paddel, was beim Packraft nicht selbstverständlich ist, so dass man gut 40 bis 50 km am Tag schaffen kann (allerdings ohne Pausen und schnellst möglicher Umtragung an den Wehren). 


Wenn man will kann man sich auch getrost dahintreiben lassen und schafft ohne eigene Anstrengung 25 – 30 km pro Tag. Ab Bottendorf wird die Unstrut ruhiger und es beginnt der schöne Abschnitt, der auf der Saale bis Halle vervollständigt werden kann. Ab Artern gibt es viele ausgewiesene Zelt und Biwakplätze, so dass man auch ohne Planung einfach lospaddeln kann und immer eine Übernachtungsmöglichkeit findet.

  • Blaues Band e.V. (Karten u. Campinginfos, weitere Links)
  • Kanuverleih Nebra (gute Übersichtskarte mit verzeichneten Wehren und offiziellen Zelt- u. Biwakplätzen)
  • Wikipedia.org (Detailinformationen zur Unstrut und Übersichtskarte)





1 Kommentar:

  1. Ja hey, schöner Bericht, bin jetzt erst drauf gestoßen! Ich spiele schon seit längerem mit dem Gedanken, mit ein Packraft zuzulegen, und dachte aus Geld und Gewichtsgründen auch an das Scout. Weil ich genauso groß bin wie Du dachte ich, dass es nicht so sehr beengt sein wird, und sich gut für Mehrtagestouren auf dem Wasser eignet. Das ist aber scheinbar nicht der Fall? Liebe Grüße!
    Franz

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